15. August 2023

dbb sachsen-anhalt

dbb Landeschef warnt vor Personalmangel

Die Rufe aus der öffentlichen Verwaltung nach mehr Personal und Ressourcen werden immer lauter. Der Landeschef des dbb sachsen-anhalt, Ulrich Stock, warnt vor den Folgen eines Personalmangels im öffentlichen Dienst.

Bereits aktuell können nicht alle Stellen besetzt werden. Insbesondere im Bereich Bildung ist der Mangel in aller Munde. Es gibt in den Behörden des Landes und auch der Kommunen aber fast überall leere Arbeitsplätze. Es herrscht der nicht nur vom dbb bereits vor Jahren prognostizierte Fachkräftemangel. „Ein Drittel der Beschäftigten im öffentlichen Dienst in Sachsen-Anhalt geht bis 2030 in den Ruhestand und wird schwer ersetzt werden können“, so Stock.

Hinzu komme, dass die Bundesländer und Verwaltungen sich untereinander die Beschäftigten abwerben. Und hier seien alle Bereiche im öffentlichen Dienst betroffen.

Die tariflichen Unterschiede zwischen dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L) und dem Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst (TVöD) machen es derzeit dem Bund und den Kommunen leichter, Landespersonal zu werben.

Auch Nachwuchs komme zu wenig nach, weil es für die vorhandenen Ausbildungsplätze überhaupt nicht genügend junge Menschen gebe. Die größte Landesbehörde, die wesentlich für die Ausbildung in der allgemeinen Verwaltung in Sachsen-Anhalt zuständig ist, meldet gerade, dass 47 junge Menschen zur Ausbildung beziehungsweise zum Studium bei ihr anfangen. Schaut man in die Haushaltspläne standen aber 70 Plätze zur Verfügung.

Bei jungen Menschen stehe nicht nur eine gute Bezahlung, sondern auch gute Arbeitsbedingungen, wie flexible und familienfreundliche Arbeitszeitmodelle im Vordergrund. „Hier muss der öffentliche Dienst punkten und starre Strukturen und Hierarchien aufweichen sowie fehlende Digitalisierung weiter vorantreiben. Wenn wir nicht endlich bei der Digitalisierung vorankommen, werden sich Bearbeitungsfristen verlängern, Betreuungsschlüssel verschlechtern und die Leistungsfähigkeit des öffentlichen Dienstes wird deutlich geschwächt. Bestimmte Verwaltungsaufgaben werden bald gar nicht mehr zu erfüllen sein“, betont Stock. Stock gebe aber auch zu bedenken: Digitalisierung und künstliche Intelligenz könne zwar perspektivisch die Beschäftigten entlasten, aber der Personalmangel lasse sich damit alleine nicht aufwiegen. Viele Entscheidungen der Behörden bedürfen eines komplexen Abwägungsprozesses, eine solche Künstliche Intelligenz (KI) gibt es nicht. Ferner sind auch viele Bereiche des öffentlichen Dienstes mit der Arbeit direkt am Menschen befasst. Kann man sich ein Roboter als Lehrer oder Polizist vorstellen? Eher nicht.

Attraktivität ist ein Gesamtpaket, dass es gilt zukunftsfähig zu schnüren. Der öffentliche Dienst könnte hier viel bieten. Stock würde sich wünschen, dass Politik und Arbeitgeber die Aufgaben und den bürokratischen Aufwand für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst reduzieren. Zudem müsse der öffentliche Dienst durch Anreizsysteme attraktiver gemacht werden. Finanziell könne der öffentliche Dienst mit der Privatwirtschaft oft nicht konkurrieren. „Aber er kann ein besonders moderner und familienfreundlicher Arbeitgeber sein“, so Stock.