06. Mai 2020

dbb landesfrauenvertretung zur Corona-Pandemie:

Vertretung von Frauen im öffentlichen Dienst notwendiger denn je

„Nachdem wir uns in den vergangenen Wochen im Rahmen des Corona- Shutdowns alle mit Einschränkungen und massiven Veränderungen unseres Arbeitsalltags auseinandersetzen mussten, können wir aktuell ein erstes Fazit ziehen: Corona darf nicht zu einem Rückschritt bei der beruflichen Entwicklung von Frauen führen“, sagte Michaela Neersen, Vorsitzende der dbb landesfrauenvertretung sachsen-anhalt.

Tatsächlich habe die Schließung von Kindertagesstätten und Schulen dazu geführt, dass viele Kolleginnen seit Wochen für die Betreuung und Beschulung ihrer Kinder zuständig sind. Freistellungsregelungen und mobiles Arbeiten seien in dieser Situation zwar hilfreich, dies dürfe jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich betroffene Frauen in einer äußerst belastenden Situation befinden.

Zum einen sei deutlich geworden, dass die Schulen sowie die Schülerinnen und Schüler technisch nicht für diese Art der Beschulung über einen längeren Zeitraum gerüstet sind. Wie selbstverständlich werde davon ausgegangen, dass Eltern ihre Kinder dabei unterstützen. Zum anderen verfügten Frauen oft nicht über die notwendige technische Ausstattung für Tele- oder Wohnraumarbeit. Dies führe dazu, dass diese Frauen trotz Kontaktverbot immer wieder in ihre Behörden fahren müssen, um dort ihre Dienstgeschäfte zu erledigen.

Die dbb landesfrauenvertretung kritisiert die unterschiedliche Verfahrensweise der Behörden bei der Ausstellung von Betreuungsscheinen für die Notbetreuung von Kindern in Kitas. Es gebe Behörden, die die Ausstellung von Betreuungsscheinen grundsätzlich ablehnen, obwohl die Bediensteten in einem systemrelevanten Beruf arbeiten. In anderen Behörden seien die Betreuungsscheine ohne Weiteres für Väter, nicht aber für Mütter ausgestellt worden. Das Denkmuster: Mütter betreuen zu Hause die Kinder, Väter gehen arbeiten, sei auch in der Corona-Krise noch in den Köpfen so mancher Dienststellenleitung.

„Für die Berufsgruppen, deren Tätigkeit in Altenpflegeheimen und Krankenhäusern in den vergangenen Wochen öffentlich beklatscht wurde, muss klar sein: Wertschätzung darf sich nicht allein in Respektsbekundungen erschöpfen, sondern muss sich in der Personalausstattung und nicht zuletzt im Portemonnaie der betroffenen Ärztinnen und Ärzte, Krankenschwestern, Altenpflegerinnen und -pfleger niederschlagen“, betonte Neersen.

Dass die Besetzung von Gremien paritätisch erfolgen muss, damit die Lebenswirklichkeit von Frauen und Männern gleichermaßen erfasst wird, sei in den vergangenen Wochen ebenfalls deutlich geworden.